Mein AstraZeneca Impfreport vom 14. März 2021
Ein kleiner Pieks - ein großer Staatsakt
Sonntagabend 20.35. Start in das 2 Kilometer entfernte Impfzentrum. Gut ausgeschilderte Verkehrsschilder lotsen mich durch die Stadt. Am Rand eines Gewerbegebietes fahre ich geradewegs auf das hell erleuchtete Covid -19 Impfzentrum zu. Schon seltsam. Noch vor 2 Jahren habe ich dort Sessel gekauft. Monate später ging das ehemalige Möbelhaus in Konkurs.
Der Parkplatz ist gut gefüllt, aber nicht proppenvoll. Als ich aus dem Auto aussteige, orientiere ich mich an der Horde maskierter Impfwilliger, die im Schrittempo in gebotenem Abstand auf den Eingang zusteuern.
Erster Akt - Willkommenszeremonie
Es geht an Sicherheitsbeamten mit hell erleuchteten Westen vorbei. Am Eingang zur Lobby begrüßen mich zwei sympathische Mitarbeiterinnen des Impfzentrums. Bin ich impfberechtigt? Sie bitten um meine mitgebrachten Unterlagen. Impfterminbestätigung, Anamnese, Aufklärungsgespräch, alles vorhanden und komplett. „Jetzt messe ich noch ihre Temperatur und dann können Sie in die erste Wartezone gehen.“ Mit dieser freundlichen Bitte biete ich ihr die Stirn, im wahrsten Sinne des Wortes. Wenige Sekunden später gibt sie grünes Licht „Okay, in Ordnung, der Nächste, bitte!“
Ich folge den rot schraffierten Pfeilen auf dem Fussboden. Es geht immer
geradeaus, bis ein übergroßer Wartebereich auftaucht. Aufgeteilt in 7 Arztkabinen. Erinnert ein wenig an die Eincheckschalter am Flughafen.
Impfberatungsszenario
Hinter den Banderolen nehmen mich zwei weitere Assistentinnen in Empfang, checken nochmals meine Papiere und bitten mich vor Kabine 6 auf den Arzt zu warten. Keine 10 Minuten später ist es soweit. Hinter Plexiglas schiebe ich dem Mediziner meinen Impfpass, den ärztlichen Nachweis der COPD und meine ausgefüllten Impf- Dokumente durch den vorgesehenen Schlitz. Er rückt seine Brille zurecht und vertieft sich in den von mir ausgefüllten
Anamnesefragebogen. Er hinterfragt das Stadium meiner COPD, die Medikamente, und aktuelle Symptome wie Infekte und Husten. Mein Kopfschütteln auf seine Fragen scheint ihn etwas zu irritieren: „Haben Sie mitbekommen, dass der Impfstoff, den sie heute bekommen, in der Kritik ist?“ Er legt seine Brille zur Seite und schaut mir ins Gesicht. „Ja, nehme ich in Kauf, für mich als Risikopatientin ist es weitaus gefährlicher, dem Corona Virus zum Opfer zu fallen. Er nickt und ergänzt „Und wir Ärzte beobachten, dass ältere Menschen ab 40 AstraZeneca relativ gut vertragen, Bei jüngeren, 30 und jünger, geht die Impfung teils mit heftigen Impfreaktionen und Nebenwirkungen einher. Schwere Grippesymptome, Schüttelforst und Fieber, manche liegen sogar 2 Tage flach. Haben Sie noch weitere Fragen an mich?“ Nein“. Jetzt kommt die Impfung, denke ich mir. Weit gefehlt. Hatte vergessen, dass ich in Deutschland geimpft werde. Von der Wiege bis zu Bahre, Formulare….
Datenschutzszenario
Das entsprechende Formular des Datenschutzblattes schiebt er durch den Schlitz unterhalb des Plexiglas zusammen mit meinem Impfausweis. „Bitte füllen sie das gegenüber im Wartebereich 2 aus“, weist er mich an. „ Und das Impfen?,hake ich nach. „Das passiert danach in der Impfschleuse.“ Ich bedanke mich artig für die Beratung und suche nach dem Ausgang. Die Wanduhr zeigt mir, dass weitere 15 Minuten vergangen sind. Ohjeh. Wie lange mag das wohl bei denen dauern, die berechtigte Fragen haben, weil sie schwer krank sind?
Zweiter Akt - Impfbürokratie nach Vorschrift
An einem der vielen Stehtischen fülle ich die Datenschutzverordnung aus, in der nochmals Notfallkontaktperson und Hausarzt hinterfragt werden. Außerdem ist die Krankenkasse einzutragen, sollten Komplikationen auftreten. Noch während ich schreibe, höre ich von der Seite eine Impfhelferin zu mir sagen:
„Sie kriegen AstraZenecea, gehen Sie bitte gleich in Impfschleuse 5, direkt um die Ecke“. Mein Dankeschön kaum abwartend eilt sie schon zum nächsten wartenden Impfling.
3. Akt Das Impfszenario
Kurz vor Impfschleuse 5, kommt eine junge Ärztin mir entgegen und bittet mich in die Impfkabine. „Nehmen Sie Platz. Haben sie ihre Unterlagen?“, und streckt die Hand aus. Papierübergabe wie in alten Zeiten, ohne Plexiglas face to face. Wie in alten Zeiten.Aber auch typsich deutsch: Keine Spritze ohne Daten. Vor dem Pieks wird der Computer gefüttert mit meinen persönlichen Angaben und der medizinischen Indikation als Risikopatientin. Dann ist es wirklich soweit. Sie legt Spritze und Desinfektion bereit und fragt , ob noch etwas Besonderes für die Impfung zu beachten wäre, Als ich verneine bittet sie mich, den Arm frei zu machen. Sie desinfiziert. Die kühlen Sprühstösse sind angenehm. Dann setzt sie den Pieks. Den Stich aus der superdünnen Nadel nehme ich kaum wahr. „So, das wars“, sagt die Ärztin und verpasst der Einstichstelle noch klitzekleines Pflaster. „Bleiben Sie bitte noch eine Viertelstunde zur Beobachtung im Wartebereich 3 und dann dürfen sie gehen“ Nach ihren Abschiedsworten mache ich mich auf zum Ausgang.
Schlussakt Checkout
Punkt 21.30. Mit Blick auf die Wanduhr bin ich in Aufbruchstimmung. Die Sachbearbeiterin hinter dem Schalter schaut kurz zu mir auf. Noch bevor sie mich ansprechen kann, komme ich ihrer Frage zuvor: „Mir geht es gut, darf ich jetzt gehen?“ Sie nimmt meine Papiere in Augenschein, bestätigt die AstraZeneca Impfung mit einem kleinen Aufkleber in meinem Impfausweis, händigt mir diesen zusammen mit Terminzettel für die Zweitimpfung am 16. Mai um die gleiche Zeit aus. Als ich nach Hause komme, ahne ich noch nicht, dass dieser Sonntag der vorerst letzte Tag des Astra Zeneca Impfstoffes sein wird.
Ein Staatsakt wird zum Drama
Montagmorgen, 16. März 2021. Ich fühle mich gut. Keine Impfreaktionen, nichts Auffälliges und Außergewöhnliches. Noch nicht mal Muskelziehen im geimpften Oberarm. Ein wenig Demut überfällt mich.Was für eine Freude, dass ich geimpft bin und mein Immunsystem das alles so gut annimmt. Am Nachmittag dann der donnernde Paukenschlag. Gesundheitsminister Jens Spahn verkündet das vorzeitige Ende der Impfung mit AstraZeneca. Von Millionen Geimpfter sind 7 Fälle mit Blutgerinnsel in Hirnvenen bekannt geworden. Nach vielen europäischen Ländern ist auch in Deutschland die Impfung aufgrund der Empfehlung des Paul Ehrlich Institutes ausgesetzt worden. Eine Katastrophe für unser Land, das bei der Impfquote bislang weit hinter anderen Nationen zurückliegt. Niemand weiß, ob und wie es weitergeht. Meine Meinung hat sich nicht verändert. Die Gefahr an Covid-19 zu erkranken., wiegt schwerer für mich als das Risiko an Nebenwirkungen von AstraZeneca lebensgefährlich zu erkranken oder zu sterben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ich freue mich auf Euren Kommentar an dieser Stelle. Dankeschön!