Dies ist mein Erfahrungsbericht aus dem Kliniksalltag der
pneumologischen Intensivstation II der Universitätsklinik Giessen, den ich vor
gut 3 Jahren als Patientin erlebte. Auf Pfleger und Schwestern dieser
Intensivstation II blicke ich mitleidsvoll. Dass sie am Limit arbeiten, habe
ich tagtäglich mitbekommen. Noch schlimmer, ich kann mich meines Eindruckes
nicht erwehren, dass sie hoffnungslos unterbesetzt ist. Kaum verwunderlich,
dass das Pflegepersonal so wenig Zeit
fand, anschaulich Atemhilfsmittel wie
Flutter und Co. zu erklären. Ärzte schauten sich meinen Atemzyklus überhaupt
nicht an. So hat mich beispielsweise
eine Mitpatientin darauf aufmerksam gemacht, dass ich falsch atme. Auch wenn
ich am Tropf des mobilen Sauerstoffgerätes hing, war ich froh, genug Mobilität zu haben, um mit meinem Rollator mich selbständig alleine
zu versorgen. Leider konnte ich nicht die Flucht ergreifen.
Wenn Worte töten
könnten, dann wäre ich schon lange nicht mehr am Leben.
Das schlimmste an meiner Krankheit
sind Worte gewesen, die ich so vernichtend und
widerwärtig empfand, dass sie sich in meiner Seele eingebrannt haben. Passiert
ist es während meines 14-tägigen Krankenhausaufenthaltes in der
IntensivstationII der Pneumologie in der Universitätsklinik Giessen. Eingeliefert worden bin
ich mit dem Notärzteteam und
einer
akuten
Lungenentzündung am 20. Juni
2015.
Mein Gefühl, eine Uniklinik
hat mehr Häuptlinge als Indianer, trügt mich nicht.
Ziemlich schnell vernahm ich die Diagnose COPD. Stationsärzte
hielten damit nicht hinterm Berg, wohl aber die weiteren Informationen zur
Zuständigkeit für mich. Informationshalber sei angemerkt, dass ich
Privatpatientin bin.
Obwohl ich ihn selbst auf den Krankenfluren begegnete, als er
Visite bei seiner eigenen Mutter machte, die zu jenem Zeitpunkt dort als
Patientin lag, wurde ich seitens seines Sekretariates vertröstet.
Informationshalber sei angemerkt, dass ich Privatpatientin
bin und als solche auch zum entsprechend
höheren Tagessatz der „Chefarztbetreuung“
seitens der Uniklinik abgerechnet worden bin. Statt Professor Dr. Werner
Sie haben ihre Lunge
schwer irreparabel geschädigt“.
entgegen. Erwartet
hatte ich eine Begrüßung. Ich blieb dennoch freundlich und entgegnete ihm ein
lächelndes „Guten Morgen“. Irritiert drehte er mir den Rücken zu und überließ
dem diensthabenden Stationsarzt das weitere Gespräch mit mir. Die ganze Situation
fand ich höchst befremdlich. Erst am Tag meiner Entlassung machte er in
meinem Zimmer noch einmal eine kurze Visite. Mit ebenso starrem Blick wie am
Tag, als er mich verbal verletzte, wurde
ich von ihm in die Freiheit entlassen
„Sie werden nie mehr
ohne Sauerstoff leben können“.
Mit genau diesen Worten verabschiedete er sich und kündigte weiter
an: „ Sie melden sich in ca. 3 Monaten in der COPD Ambulanz; wir werden sie dann
mitaufnehmen“.
Ich wusste zu jenem Zeitpunkt ganz genau, dass ich Professor
Walmrath nie mehr begegnen wollte und dachte lange noch zuhause darüber nach, ob ich mich nicht bei Prof.
Seeger über das Verhalten seines Stellvertreters beschweren sollte, ließ es aber
dann sein, selbst als ich die Rechnung der Uniklinik erhielt und bei mir
„Chefarztleistungen“ abgerechnet worden sind, und ich ihn nie zu Gesicht bekommen hatte.
Fehlende
Atemtherapeuten
Wie inhaliere ich richtig? Wie spraye ich richtig? Warum tut
mir mein Zahnfleisch weh? Warum blutet meine Nase? „Das kommt vom Sauerstoff“,
erklärte mir die Krankenschwester kurz
und bündig und reichte mir eine Tube
Bepanthen weiter. Da der Stationsarzt
mich nachmittags zum Lungenfunktionstest
schicken wollte, wurde mir eine neue Flasche Oxygen verordnet.
Am Tropf des
Sauerstoffs und keine bessere Sauerstoffsättigung
in Sicht.
Weder Arzt, Pfleger oder Schwester noch eine MTA überprüften, ob ich den Sauerstoff über die
Nase einatme. Wieder verdankte ich es einer
aufmerksamen Patientin, die beobachtete, dass ich ausschließlich über den Mund
ein- und ausatme. Ich tat es offenbar unbewußt, um meine blutverkrustete Nase
zu schonen, siehe da, wir wiederholten die Untersuchungen und erzielten bessere
Werte.
Sind Untersuchungsergebnisse
durch Atemtechniken manipulierbar?
Allzuoft scheinen nervige Patienten meines Kalibers Laborpersonal
und Ärzten diese Frage nicht zu stellen.
Wie auch immer, das 100- prozentige Urvertrauen in die
Lungendiagnostik hatte ich verloren, auch beim anschließenden
Lungenfunktionstest bat ich die medizinisch technische Assistentin zunächst
darum, mir ganz genau zu erklären, was hinter der Abkürzung FEV /forciertes
exspiratorisches Volumen steht und wie sich der Ablauf gestaltet.
Unvorbereitet und
tölpelhaft in die Lungenfunktionsprüfung stolpern.
Die diensthabende MTA wies mich an, so tief als möglich mit
voller Inbrunst und mit voller Kraft in
die Röhrchenvorrichtung zu pusten. Als sie mir ohne Vorankündigung die
Nasenklammer verpasste, dachte ich, es schnürt mir die Kehle zu.
Ein Momentum, ab dem ich nichts mehr so leicht hinnahm.
Kritisch fing ich an zu hinterfragen.
„Was genau verbirgt sich hinter der Abkürzung FEV?“
Die medizinisch technische Angestellte antwortete mir brav
auf meine bohrenden Fragen wie: „Welche Haltung soll ich denn einnehmen?“, „Ist
es nicht möglich, im Stehen den Test durchzuführen?“ oder „Muss ich die ganze
Zeit kräftig in das Röhrchen blasen?“ und „Reicht es, wenn ich nur in den
ersten Sekunden kräftig reinpuste?“
Üben Sie den
Lungenfunktionstest.
Kein Wunder, dass die MTA etwas nervig reagierte, als ich
dann auch noch darauf bestand, den Test dreimal wiederholen zu dürfen. Ich
wollte herausfinden, ob man den Lungenfunktionstest trainieren kann! Kann man.
Ich erhielt bei 3 Tests drei unterschiedliche FEV-Werte, die nicht unerheblich
differierten. Und vielleicht bestätigen, dass üben und trainieren schon
Einfluss auf den Lungenfunktionstest haben kann.
Hautnah erlebt-die
hohe Keimbelastung auf der Intensivstation.
Ich zählte gleich mehrere Patienten, die sich mit Keimen
infiziert hatten und isoliert mit Banderolen und Zutrittsverboten an den Türen in
ihren Zimmern lagen. Aus einer dieser abgeschirmten Räume kam mir die Ehefrau eines
Patienten mit Mundschutz auf dem Flur
entgegen und rang um Trost für ihren schwerkranken Mann, dessen Lunge sich mit
hochinfektiösen Keimen angestecktt hatte. Ich bat sie, Abstand zu mir zu halten
und verwies auf meine akute Lungenentzündung. Mich beschlich das Gefühl, einer
Virenschleuder ausgeliefert zu sein.
Entlassung nur gegen Sauerstoffpflicht
Nach 14 Tagen im Krankenhaus schließlich wurde ich mit dem
Helios – Sauerstoffgerät, Demandfunktion,
und dem Wissen, lebenslang auf Oxygen angewiesen zu sein mit einer
verordneten Rundumversorgung zwischen
16/h bis 24 /h, nach Hause entlassen. Der Schock war tief und hielt an. Das Erinnerungsstück
habe ich
verewigt.
Mehr erfahren Sie im Ebook: "Wie ich meine COPD heilte"
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