Die Verwestlichung der chronischen Krankheit COPD
„Sich im Bauchatmen üben“ scheint Trend zu werden in einigen COPD Communities. Wem es noch schwerfällt, kann sich damit trösten, dass es nur Exoten vorbehalten ist, wie selbstverständlich durch die Nase zu atmen und den Atem hinunter in den Unterbauch (das tanden) zu drücken. Kein Wunder. In der Gesellschaft der europäischen Länder spielt der Atem keine größere Rolle. Atem ist einfach da. Richtiges Atmen steht nicht auf dem Programm der Pädagogik und Erziehung und wird hierzulande nie Schulfach werden. Atem spielt dann eine Rolle, wenn die Gesundheit diesen Automatismus abschaltet. Wie kostbar Atem ist, merkt jeder erst dann, der an Asthma und oder COPD erkrankt.
Europäer sind Kopfmenschen
Der Schwerpunkt ist oben. Wir denken vom Kopf her. Kaum jemand aus unserer modernen Gesellschaft macht sich darüber Gedanken, wo die Mitte des Menschen liegt. Niemand hinterfragt, ob der traditionelle Slogan „Brust heraus- Bauch herein“ eine richtige Haltung ist. Fragt man japanische Experten, gilt dies als eine grundsätzliche Fehlhaltung. Sie widerspricht der natürlichen Ordnung unserer Erde. In der Natur stützt sich vieles auf die Erde, so wie ein Baum, der fest in der Erde verwurzelt ist und von dort nach oben strebt. Genauso sollte es beim Menschen sein. In asiatischen Kulturen, wo seit jeher der Atem auch bei Gesunden eine besonders große Rolle spielt, ist nicht der Kopf, sondern der Bauch, das „Hara“ die Mitte des Menschen. Im Bauch ruht alles, wird alles gesteuert. Unterhalb des Nabels im Unterbauch sitzt das menschliche Kraftbecken. Dort finde ich als COPD Patientin meinen Luftspeicher mit dem optimierten Mischungsverhältnis Sauerstoff / CO2.
Gerade Haltung „Seizahaltung“ ist eine Voraussetzung
Nur derjenige profitiert, der „richtig und gesund sitzt“. Nur eine Minderheit der Europäer sind überhaupt fähig, richtig zu sitzen. Die meisten schlagen die Beine übereinander. Hocken im Rundrücken und oder zusammengesackt im Sofa oder Sessel, drücken den Bauch ein. So lässt sich schlecht atmen. Besser machen es fernöstliche Kulturen und Gesellschaften. Gerade COPD Betroffene sollten ausprobieren, wie es sich anfühlt, stets gerade aufgerichtet zu sitzen. Seien wir ehrlich. Wir kennen nur den Kutschersitz, wenn wir in Atemnot sind. Eine bedrohliche Angst- und Paniksituation erst gar nicht entstehen zu lassen, ist die Herausforderung. Wie kann jemand aufrecht sitzen und trotzdem dabei gelassen und locker sein?! Als ich erfuhr, dass die Entspannung noch größer ist, wenn ich nicht am Stuhl anlehne. probierte ich es einfach aus. Iatsächlich ist dem so. Die drei Zeichen einer gesunden und entspannten Haltung ob beim Gehen oder Sitzen sind: Aufrecht, standfest und gesammelt. Die fehlende Kultur des richtigen Sitzens ist eine Ursache für zahlreiche gesundheitliche Schäden, so steht es in uralten chinesischen Naturheilschriften.
Vorbereitungen zum Atemstudium
Ob jeder in der „Seizahaltung“, der Haltung des Gesundatmens richtig sitzt, kann selbst kontrolliert werden. Ohr, Schulter, und Hüftknochen müssen eine Senkrechte bilden. Etwas breitbeiniger und standfest sitzen. Hände aufeinanderlegen, leicht an den Bauch gedrückt. Beim Einatmen füllt sich dieser wie ein Ballon. Beim Ausatmen, das mindestens 2 mal länger als das Einatmen sein sollte, zieht sich der Bauch zusammen, der Ballon fällt in sich zusammen. Aber daran denken, immer eine leichte Spannung auf den Unterbauch legen. Auch beim Gehen und bei allen anstrengenden Bewegungen nie locker lassen.
Weniger ist mehr und gesund
Jeder kann tagtäglich selbst testen, wie es um seine Lunge steht und ob sich vielleicht schon etwas verbessert hat durch die Bauchatmung. Wieviel Atemzüge macht ihr pro Minute in Ruhe? Normal sind um die 18 Atemzüge. Damit sind die „Einatemzüge„ gemeint. Sie sollten kurz sein, 2 bis 3 Sekunden genügen. Doppelt so lange sollten die „Ausatemzüge“ sein, am optimalsten sind viermal so lang.
Erfolgskontrolle
Wer sich trainiert, sollte in spätestens einem halben bis einem Jahr um die 10 Atemzüge pro Minute schaffen. Nur kurz einatmen und bis zu 10 Sekunden ausatmen, wer sich darin übt, wird belohnt. Das Thema Kurzatmigkeit wird in weite Ferne rücken. Der Erfolg ist messbar. Spätestens beim Lungenfunktionstest und der BGA wird sich dies auswirken. Viel Erfolg!
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